Was ist Freimaurerei?

Freimaurerei bedeutet, seine kritische Vernunft zu schulen und sich selbst zu veredeln – durch gelebte Toleranz, den Willen zur Versöhnung und das Überwinden von Vorurteilen.

Freimaurerei vermittelt ein Angebot von inhaltlichen Lehren (Lehrgespräche, Ritualabläufe, Symbolik) und bezieht sich dabei verbindlich auf eine alte und vielgestaltige Tradition. Sie verpflichtet nicht zur Übernahme von Philosophien und ist keine Ersatzreligion. Der Weg einigt die Freimaurer: Der Wille, andere nicht auszugrenzen, sein eigenes Denken immer wieder in Frage zu stellen und andere Denkweisen ohne Vorurteile zu prüfen. Toleranz gegenüber Intoleranten ist damit nicht gemeint.

Das, was Menschen nach gesellschaftlichem Stand, Mentalität, Geschlecht, Hautfarbe, Religion, Nation oder Kulturkreis vermeintlich trennt, soll überwunden werden. Betont wird, was alle Menschen eint: Das Streben nach Glück, das Wissen um das eigene, unvollkommene Denken und die Erkenntnis, dass der Mensch Teil eines tieferen, kreativen Prinzips ist, welches er nur erahnen kann.

„Freimaurerei ist, ihrem Wesen nach, eine philanthropische, philosophische und progressive Einrichtung. Zweck der Freimaurerei ist die Erkundung der Wahrheit, das Studium der Moral und die Übung von Solidarität. Sie arbeitet an der materiellen und moralischen Verbesserung, an der geistigen und sozialen Vervollkommnung der Menschheit. Ihre Prinzipien sind gegenseitige Toleranz, Achtung der Mitmenschen sowie Selbstachtung und absolute Gewissensfreiheit.

Metaphysische Überzeugungen gehören ausschließlich dem individuellen Bereich ihrer Mitglieder an. Sie lehnt für sich jede dogmatische Aussage ab. Die Devise der Freimaurerei lautet: Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit.“ (Art.1 der Konstution des GOdF)

Ein anderer Erklärungsversuch:

Freimaurerei ist Ausdruck „heiterer Rationalität und weltlicher Spiritualität“ (Matthias Böhm). Sie ist für uns, die wir nach dem „reformierten französischen Ritual“ arbeiten, der Bewegung der europäischen Aufklärung verpflichtet. Sie deutet und interpretiert diese aber in besonderer Form. Elemente aus Kulten alter religiöser Mysterienbünde werden in der Freimaurerei jetzt auf die sichtbare, materielle Welt ausgerichtet. Der Mensch und seine materielle Umwelt gelangen hier in das Zentrum des Denkens und Fühlens. Dazu wird in der freimaurerischen Arbeit die praktische Vernunft geschult, aber nicht vom Gefühlten und Sinnlichen getrennt. Der Freimaurer erfährt dass Individuelle mit seinen Facetten, ohne die Hilfsmittel ideologischer Schablonen, wie sie uns aus Religionen und Philosophien bekannt sind. Die Vereinigung von rationalem und mythischem Denken und Erleben macht die Freimaurerei zu einer einzigartigen Einrichtung.

Was ist der Bund der Freimaurer?

Es gibt ihn im organisatorischen Sinne gar nicht. Es gibt keinen weltumspannenden Dachverband, der für alle Menschen, die sich Freimaurer nennen, mit einer Zunge spricht. Wer verstanden hat, was Freimaurerei ist, den wundert dieses auch nicht. Die Freimaurerei unterlag im Laufe der Geschichte vielen Reformen und Veränderungen und hat sich in vielen Ländern sehr unterschiedlich entwickelt. Da die Freimaurerei  viele Wurzeln hat und ihre Ursprünge teilweise nicht im wissenschaftlich-historischen Sinn belegbar sind, haben sich viele Lehrarten entwickelt. Es gibt Zusammenschlüsse von einzelnen Logen zu Großlogen auf Länderebene und nach Lehrart.  Allen gemeinsam ist aber die symbolische Arbeit mit den aus der mittelalterlichen, handwerklichen Werkfreimaurerei entnommenen Werkzeugen.

….und warum? Was ist der Zweck der Freimaurerei?

„Statt einer Funktionalität, die sich auf die Verwirklichung eines äußeren Zwecks richtet, scheint man es im Fall der Freimaurerei viel eher mit einem Funktionieren um seiner selbst willen zu tun zu haben, vergleichbar jener Zweckmäßigkeit ohne Zweck, die Kant im Herzen der ästhetischen Erfahrung verortet.

Aus dem Gebiet des Nützlichen würde das Logengeschehen auf diese Weise in die Nähe der Kunst übersiedeln, mit der sie nicht nur die Zweckfreiheit gemeinsam hat, sondern auch den Effekt, die Kultur der Gemütskräfte zur geselligen Mitteilung anzuregen. Im Fall der Freimauerei wie in dem der Künste beweist sich die Wirksamkeit einer ästhetischen Zweckmäßigkeit, deren Absicht, nämlich ein Gefühl der Lust hervorzurufen, sich gerade dadurch verwirklicht, dass dies ohne Absicht, ohne nützliche Zwecksetzung geschieht.“

(Stephan Gregory in seinem Buch „Mysterienfieber“)

Dieter Ney, M.A. beschreibt in seinem im Oktober 2015 veröffentlichtem Buch die Dynamik, welche der Freimaurerei seit Jahrhunderten innewohnt. Es sei eine Dynamik, „deren treibende Idee die Überzeugung war, dass der Einzelne sich zu entwickeln, an sich zu arbeiten habe – und dass ihm dies nur gelingt, indem er sich in die Nähe von Menschen begibt, deren vereinigendes Band nicht eine Partei, nicht eine Religion, nicht berufliches oder persönliches Interesse ist, sondern die Einsicht um die menschliche Entwicklungsfähigkeit und die Anerkennung der je eigenen Individualität des Einzelnen.“